
Der britische Premier Boris Johnson verbreitet nach dem G7-Gipfel in Elmau bei einem Gespräch mit dem ZDF heute journal nicht viel Optimismus in Bezug auf eine baldige Lösung im Ukraine-Krieg:
«Natürlich wollen alle, dass der Krieg zu Ende geht. Sie wollen verzweifelt, dass der Krieg endet. Aber es gibt keinen möglichen Deal. Putin macht kein Angebot für einen Friedensdeal. Selenskyj kann keinen Deal anbieten»
Deshalb hätten die G7-Partner in Elmau vereinbart, dass sie Selenskyj helfen müssten, um dessen Position zu stärken.
«Aber wirklich beeindruckend war auf der Basis der Gespräche, dass wir den Ukrainern wirklich die Möglichkeit geben wollen, strategisch durchhalten zu können»

Nach den Worten von Johnson lautet das Ziel, Selenskyj zu helfen, in die bestmögliche Position zu kommen, wenn es eines Tages zu Verhandlungs-Gesprächen mit Russland kommen sollte. Das sei derzeit die Strategie.
«Und gleichzeitig wollen wir auch dafür sorgen, dass wir auch bereit sind, der Ukraine Garantien zu geben über die Zukunft, nämlich dass sie Nato-Material bekommen, dass sie nachrichtendienstlich versorgt werden, und so weiter»
Johnson warf im Gespräch mit dem ZDF die Frage auf, ob es den Krieg in der Ukraine überhaupt geben würde, wenn Russlands Präsident eine Frau wäre. Johnson forderte, es brauche mehr Frauen in Macht-Positionen.
«Wenn Putin eine Frau wäre, glaube ich einfach nicht, dass er so einen machohaften Krieg vom Zaun gebrochen hätte. Wenn sie ein sehr gutes Beispiel haben wollen von toxischer Männlichkeit, dann haben wir das in seiner Person vor uns»

Starke Einheiten, trotz Brexit
Dass eine starke Einheit zu fruchtbarer Zusammenarbeit führt, bejahte Johnson in dem Gespräch mit ZDF-Moderator Christian Sievers. Dass man daraus ableiten könne, dass der Brexit eines Tages wieder Geschichte sei, das wollte er auf keinen Fall so stehen lassen. Das Vereinigte Köngireich werde weiter außerhalb der Europäischen Union bleiben, betonte der Premier. Die Diskussion darüber sei inzwischen aber auch einfach beendet. Die G7 und die Nato seien aber starke Einheiten, und die wisse Großbritannien zu schätzen.
«Und was ich sagen möchte an die Zuschauer in Deutschland: Das heißt nicht, dass Großbritannien Deutschland nicht mag, oder die Europäische Union nicht liebt, oder keine enge Beziehung haben möchte»
Natürlich seien die Briten an einer sehr engen Beziehung interessiert. Johnson betonte, dass die Europäer sogar ein tiefgehendes Verständnis füreinander hätten:
Für unsere Werte, für das was uns zusammenhält: Freihandel, Demokratie, Menschenrechte. Aufstehen für das, woran wir glauben auf der Welt: Rechtsstaat, das Prinzip, dass man ein anderes Land nicht überfallen sollte.
Es gebe noch sehr viel zu tun, fasste Johnson zusammen. Er hoffe auf jeden Fall sehr, dass am Ende des Nato-Gipfels in Madrid, Finnland und Schweden Nato-Mitglieder werden können. Allerdings sei abzuwarten, wie weit man damit in Madrid komme.
«Die Ergebnisse dieser aktiven Aggression durch Putin sind ja: die Nato ist gestärkt, Europa ist gestärkt, G7 ist gestärkt – unser kollektives Gefühl der Sicherheit und das Selbstwertgefühl ist auch gestärkt»