Die ersten Flugstunden verliefen perfekt: ruhiger Himmel, ruhige See, entspannte Gespräche im Cockpit zwischen zwei erfahrenen Piloten, die sich schon lange ihr Leben anvertraut hatten. Jamie merkte sich, dass heute sein hundertster Flug war. Alles lief reibungslos.
Plötzlich begann ein rotes Licht auf dem Armaturenbrett zu blinken. Jamie und Noah bemerkten es gleichzeitig.
Noah trat in die Pedale – keine Reaktion.
„Das Ruder reagiert nicht“, sagte er mit ruhiger Stimme, obwohl die Luft bereits angespannt war.
Jamie holte tief Luft und griff nach dem Mikrofon:
„Mayday, Mayday, Mayday. “Hier spricht Gulf Seaway fünf-neun“, sagte er und versuchte, seine Stimme nicht brechen zu lassen. „Ruderkontrolle verloren, gezwungen, auf dem Wasser zu landen. “Koordinaten …“
Er diktierte schnell die Daten, und Noah stellte die Landeklappen ein und begann mit dem Sinkflug.
Die Landung war hart: Zwei kurze Stöße, dann krachten die Schwimmkörper ins Wasser und ließen das ganze Flugzeug erzittern.
Es herrschte Stille. Das Wasserflugzeug schaukelte sanft auf den Wellen.
„Die Küstenwache hat ein Signal empfangen“, sagte Jamie und überprüfte sein Funkgerät. „Das nächste Boot wird in drei Stunden hier sein.“
Noah nickte, und Jamie fragte sich, wohin die Strömung sie wohl tragen würde. Doch plötzlich bemerkte er in der Ferne zwei lange, schmale Gestalten, die schnell und sicher über das Wasser glitten.
„Das ist nicht die Küstenwache“, sagte Noah grimmig und blickte durch sein Fernglas.
„Wer dann?“, fragte Jamie.
„Piraten.“
„Wir müssen los“, sagte Noah scharf und gab Gas. Doch das beschädigte Flugzeug bewegte sich langsam, wie ein verwundetes Meerestier.
Mit jedem Moment kamen die außerirdischen Boote näher. Die Männer an Bord riefen, fuchtelten mit den Armen und zeigten auf das Flugzeug.
„Wenn sie da hochkommen, sind wir erledigt“, sagte Jamie leise.
„Schließt alle Luken und verriegelt die Türen“, sagte Noah. „Schafft Zeit.“
Ein Boot drehte sich um, das andere fuhr direkt auf die verschlossene Tür zu. Jamie stand neben dem Stapel Kisten, der an der Tür lehnte, und sah durch das kleine Fenster einen Schatten draußen.
Das Schloss klickte. Die Kabinentür schwang auf, und drei nasse, in Tücher gehüllte Männer stürmten herein. Der Große zeigte auf Jamie und rief etwas Unverständliches.
Sie waren gefesselt, ihre Handgelenke fest auf dem Rücken gefesselt. Zwei weitere Piraten waren bereits dabei, Fracht aus dem Flugzeug zu schleppen.
Als Jamie versuchte, zurückzuweichen, stolperte er und stieß mit dem Ellbogen gegen den Gashebel und mit dem Rücken gegen den großen roten Schalter mit der Aufschrift „AUX EMERGENCY“. Die Sirene heulte so laut, dass die Piraten zusammenzuckten.
Einen Moment später wurden Jamie und Noah ins Boot gezerrt. Doch ein tiefes, langgezogenes Horn durchbrach den Lärm des Windes. Dann noch eines.
Ein weißes Boot mit einem blauen Streifen bewegte sich schnell am Horizont – die Küstenwache. Die Piraten bemerkten es und wurden unruhig. Einer ließ eine Kiste fallen, ein anderer fiel über Bord, und ein dritter konnte den Motor nicht starten.
„Hier spricht die Küstenwache! Waffen weg!“, ertönte eine kraftvolle Stimme aus dem Lautsprecher.
Wenige Minuten später war alles vorbei: Die Piraten wurden festgenommen, das Diebesgut zurückgegeben, und das ramponierte Wasserflugzeug trieb noch immer im Wasser.
Später, bereits an Deck des Bootes, in warme Decken gehüllt, atmete Jamie tief aus:
„Na, na … der hundertste Flug.“
Noah lächelte schwach:
„Ja, es lief nicht nach Plan.“ „Aber wir leben“, antwortete Jamie und blickte zu den Sternen hinauf.