Da der Winter vor der Tür stand, beschloss John, einige Dinge am Haus zu reparieren – angefangen beim Dach.

Beim Überprüfen der Dachziegel fiel ihm etwas Ungewöhnliches ins Auge: Direkt unter dem Dachfirst hing ein massives, seltsam geformtes Gebilde.

Auf den ersten Blick sah es aus wie ein Hornissennest – nur viel größer als alle, die er je gesehen hatte. Die Form war ähnlich, aber irgendetwas daran fühlte sich falsch an. John erstarrte auf der Leiter, wagte keine plötzlichen Bewegungen und erwartete das wütende Summen der Insekten. Doch es herrschte Stille. Absolute Stille.

Er wartete und beobachtete stundenlang, doch das Nest rührte sich nicht. Er deutete dies als gutes Zeichen und entfernte es vorsichtig. Das Objekt fühlte sich rau und uneben an, übersät mit seltsamen Dellen. Ein schwacher, erdiger Geruch stieg von ihm auf, ganz anders als der trockene, papierartige Geruch von Hornissennestern.

Verwirrt rief John seinen Freund Mark an, einen Tierliebhaber, der solche Rätsel mit Begeisterung löste. Mark kam schnell und begann seine Untersuchung.

Nach nur wenigen Augenblicken schüttelte er den Kopf. „Insekten stellen so etwas nicht her“, sagte er und fuhr mit den Fingern über die groben Fasern. Als er einige Schichten abkratzte, fanden sie winzige Fellknäuel, die sich darin verfangen hatten.

Mark machte mehrere Fotos und teilte sie online mit seinem Netzwerk von Forschern. Innerhalb weniger Stunden klingelte sein Telefon ununterbrochen. Wissenschaftler waren fasziniert von dem seltsamen Objekt.

In dieser Nacht versuchte John zu schlafen, doch der Schlaf hielt nicht lange an. Gerade als er einzuschlafen begann, hallte ein tiefes, dumpfes Geräusch vom Dachboden wider – langsam, bedächtig, wie Schritte.

Mit klopfendem Herzen stand John auf und öffnete die Tür. In dem Moment, als er sie öffnete, schienen die Geräusche über ihm auf seine Bewegung zu reagieren. Er schlich zum Dachboden, jede Diele knarrte unter seinen Füßen. Endlich erreichte er die Luke und zog an dem herabhängenden Seil, um sie zu öffnen – da klingelte plötzlich sein Handy.

Es war Mark. Seine Stimme klang eindringlich. „John, erinnerst du dich an das Nest, das du gefunden hast? Es war gar kein Hornissennest“, sagte er. „Es wurde von einem Bären gebaut – einem Braunbären. Was du gefunden hast, war eine Art Vorratsbeutel.“

Mark erklärte, dass Bären manchmal in Wohngebiete wandern und sich in höher gelegenen, wärmeren Gegenden Unterschlupf suchen. Das Gebilde, das John entdeckt hatte, war so etwas wie ein provisorischer Beutel – der Anfang einer Bärenhöhle.

Zum Glück war das Tier noch nicht lange dort – vielleicht eine Woche. Doch der Gedanke an einen Bären, der über seinem Dach nistete, jagte John einen Schauer über den Rücken. Was er für ein Insektenproblem gehalten hatte, entpuppte sich als etwas weitaus Außergewöhnlicheres – und weitaus Gefährlicheres.